Der Richtfunkmast in Frohnau war mit 358,6 Metern Berlins zweithöchstes Bauwerk. Er diente vor der deuschen Wiedervereinigung zur Übertragung von Telefonverbindungen zwischen West-Berlin und der Bundesrepublik Deutschland. Wie Wikipedia bereits korrekt berichtet wird, wurde er heute um 13:09 Uhr gesprengt.
Man sollte meinen, dass ich als Kind der DDR wenig Beziehung zu diesem Symbol des „Klassenfeindes“ haben sollte, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Ich habe ihn zwar früher nie direkt erreichen können, doch war er immer präsent. Wenn man sich dem Norden Berlins näherte, konnte man ihn von weither sehen. Als Kind wusste ich sofort, es ist nicht mehr weit, wir sind bald zu Hause.
Auch konnte ich den Turm direkt von meinem Kinderzimmerfenster aus sehen. Und dort blinkte er – immer gleich – vor sich hin und das hatte etwas beruhigendes. Es sagte, alles ist OK.
Daher bin ich auch heute gar nicht so sehr als Fotograf zur Sprengung gefahren, sondern viel mehr um mich von dem seltsamen Bauwerk zu verabschieden. Denn die Wahrscheinlichkeit, wirklich gute Fotos der wenigen Augenblicke zu bekommen, war ja doch eher gering.
Wobei die eigentlichen Probleme mir dann doch erst vor Ort auffielen. Ich hatte mir mit Google Maps einen netten Standpunkt gesucht. Den fanden aber auch genügend andere Schaulustige, die ein ganz schönes Verkehrschaos verursachten, durch das ich nur sehr knapp vor dem Sprengzeitpunkt dort eintraf.
Allerdings, in welche Richtung sollte der Tum eigentlich fallen? Wie sich herausstellte natürlich genau entlang meiner Sichtachse, so dass ich ihn praktisch nur in sich zusammenfallen sehen konnte. Schöner wäre natürlich der Blick von der Seite gewesen. Aber das ließ sich vorher nicht recherchieren.
Zweites Problem: Wann wird denn genau gesprengt? Eine Frage, die nur die Sprengleitung hätte beantworten können. Somit hieß es, die Kamera bereit zu machen und zu warten, bis man etwas sieht.
Da das Fallen der Turmes nur einige Sekunden dauern würde, stellte ich die Serienbildfunktion ein. Was ich überhaupt nicht bedachte, war die Anzahl der Bilder, die die Kamera im Speicher halten kann, bevor sie sie auf die CF-Karte schreibt. Bei meiner Canon EOS 400D sind das im RAW-Modus nur zwölf. Hätte ich auf JPEG in höchster Auflösung gestellt, hätte ich rund 40 mal auslösen können. Da ich aber in kurzen Salven gefeuert habe, fehlt mir praktisch nur eine Auslösung, die ich noch gern gemacht hatte. Und so hab ich die volle RAW-Qualität.
Eine kurze Umfrage unter den anwesenden Fotografen ergab, dass ich aber nicht als einziger diesen Fehler gemacht habe. Und damit kommen wir eigentlich auch zu dem Punkt, den ich viel interessanter fand: die Leute und ihre Ausrüstung. Ich habe selten so viele Film- und Fotokameras gesehen – von ganz einfachen Modellen bis hin zur Profi-Ausstattung. Die Mehrzahl aber im Amateur-Spiegelreflex-Bereich. Ein deutliches Zeichen, wie sehr sich die DSLRs durchsetzen. Manch Besitzer einer Kompaktkamera wird aber sicher auch die schmerzliche Erfahrung gemacht haben, dass seine Kamera langsamer auslöst, als der Turm fällt.
Den größten Stau gab es dann natürlich als alle gleichzeitig wieder losfahren wollten. Tip am Rande: erstmal einen Kaffe trinken gehen und die anderen an der Ampel anstehen lassen. Allerdings muss man dazu wissen, wo der einzige Gasthof im Ort ist.
Das komplette Fotoset gibt es auf Flickr.